Donnerstag, 13. Dezember 2012

tvest Hamburg financial planing GmbH - Schneeballsystem

Heute war die erste Gläubigerversammlung im Insolvenzverfahren der tvest Hamburg financial planing GmbH, an der ich als Vertreterin eines geschädigten Anlegers teilgenommen habe.

Das Interesse war groß, schätzungsweise 80 Geschädigte waren anwesend.

Die Geschäftsführer der tvest gründeten in Schweden einen Verein, den sie deutschen Anlegern gegenüber als schwedische Sparkasse darstellten (Credit EU). Diese Anleger hatten zur tvest und den dort handelnden Personen ein gewisses Vertrauensverhältnis entwickelt, da diese sie bereits in Versicherungsangelegenheten etc. beraten hatten. Versprochen wurden Zinsen von ca. 4% für Tagesgeld und ca. 8% für Festgeld. Das Geld sei bis zu einem Betrag von Euro 51.000,00 einlagengesichert. Eingezahlt wurden die Gelder dann auf eine Credit EU in Spanien.  Benutzt wurde es offensichtlich zur Finanzierung der recht üppigen Lebenshaltung der Geschäftsführer, zur Auszahlung von Anlegern, die ihr Geld (rechtzeitig) benötigten (= Schneeballsystem) und zur Darlehensgewährung an die tvest, die schon seit Jahren defizitär arbeitet.

Der Insolvenzverwalter begann seinen Bericht  mit den Worten "Sie sind einem Kapitalanlagebetrug zum Opfer gefallen."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Es lagen bis heute Forderungsanmeldungen in Höhe von etwa 5 Millionen Euro vor, der Verwalter schätzt das "Vermögen" der tvest auf ca. Euro 250.000,00. Zieht man davon noch die Verfahrenskosten ab, ergbt sich eine Quote für die Gläubiger von deutlich unter 5%.....

Zwar gibt es umfangreiche Ermittlungen gegen die Geschäftsführer, die Bafin hat einen Abwickler für die Geschäfte der Credit EU eingesetzt - aber es steht zu erwarten, dass die geschädigten Anleger auch insoweit nur  nicht wirklich nennenswerte Summen erhalten werden. Einer der Geschäftsführer, Herr Thomas Schnehagen, hat ebenfalls bereits Insolvenz angemeldet (das Verfahren ist aber noch nicht eröffnet).

Wie ich am Rande mitbekommen habe, haben etliche Anleger ihr gesamtes Erspartes verloren, einige hatten sogar ihre Lebensversicherungen aufgelöst, um das Geld bei der Credit EU anlegen zu können........

Leider kann ich auch als Anwältin in einem solchen Fall nur sehr begrenzt helfen, z.B. bei der Foderungsanmeldung (auch im Privatinsolvenzverfahren), durch Teilnahme an der Gläubigerversammlung  und durch die "'Überwachung" des Verfahrens. Bei der privaten Insolvenz kann immerhin noch erreicht werden, dass die Forderungen nicht im Rahmen der Restschuldbefreiung erlöschen - dann kann man, falls die Geschäftsführer wieder zu Geld kommen oder im Loto gewinnen,  30 Jahre lang die Forderungen vollstrecken.

Vorbeugend kann ich nur den Rat geben: misstrauisch, äußerst misstrauisch zu sein, wenn jemand Ihnen für eine Geldanlage mehr als die marktübliche Rendite bietet, besonders in Verbindung mit dem Ausland !!

25 Kommentare:

  1. Sowohl Thomas S. als auch Kai K. sitzen beide seit vergangener Woche in U-Haft.

    AntwortenLöschen
  2. Das stimmt - wird aber den betrogenen Anlegern auch nicht wirklich helfen, Ihr Geld wieder zu bekommen.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo,

    gibt es zu dem Verfahren bereits Neuigkeiten? Ich habe gehört, dass nun beide Geschäftsführer Privatinsovelnz angemeldet haben?! Gibt es schon einen Termin für die Verhandlung?

    AntwortenLöschen
  4. Ja, das ist richtig. Das Insolvenzverfahren von Herrn S. wird am AG Hamburg durchgeführt, das von Herrn K. am AG Itzehoe. Über den Stand der Verfahren kann man sich unter https://www.insolvenzbekanntmachungen.de/ informieren.

    Herzliche Wochenendgrüße

    Anja Uelhoff

    AntwortenLöschen
  5. Aktuelle Neuigkeiten in der Sache:
    Beginn des Strafverfahrens gegen Herrn S. u.Herrn K.
    am 5.3. 2012
    Strafjustizgebäude Sievekingplatz 3 in Hamburg
    9.30 Uhr in Raum 300
    Ich bin als Geschädigte gespannt, was die Herren zu sagen haben
    Anne Ohle

    AntwortenLöschen
  6. Beginn des Strafverfahrens natürlich 5.3.2013!!!!
    Rest stimmt aber.
    Anne Ohle

    AntwortenLöschen
  7. Hauptsache das Maul zerreißen,obwohl man keine Ahnung hat!! Das sind immer die besten!

    AntwortenLöschen
  8. Hallo,

    gibt es bereits erste Informationen zu dem oben genannten Gerichtstermin?

    LG

    AntwortenLöschen
  9. Guten Morgen !

    Ich selbst war nicht dabei, aber das Hamburger Abendblatt berichtet hier: http://www.abendblatt.de/hamburg/article114161508/Statt-grosser-Gewinne-gibt-es-nur-Verlierer.html

    Grüße vom Jungfernstieg

    AntwortenLöschen
  10. Wen es interessiert: die Ermittlungsakte ist ca. 4000 Seiten stark.......

    AntwortenLöschen
  11. Wurde schon ein Urteil verkündet?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, beide wurde zu einer Freiheitsstrafe von je 4 Jahren und 4 Monaten verurteilt.

      Löschen
    2. Ja, beide wurde zu einer Freiheitsstrafe von je 4 Jahren und 4 Monaten verurteilt.

      Löschen
    3. etwa ohne bewährung?

      Löschen
  12. ... der NDR hat heute auch darüber berichtet

    http://www.ndr.de/regional/hamburg/betrugsprozess107.html

    AntwortenLöschen
  13. ..ja, ohne Bewährung (das ist nur bei Freiheitsstrafen von bis zu 2 Jahren möglich).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und wieder eine Finanzgeschchte mit nur Verlierern...

      Löschen
  14. Hallo Frau Uelhoff,

    wissen Sie wie die ganze Geschichte jetzt ausgegangen ist? Ich habe gehört, dass die Angeklagten Berufung eingelegt haben. Ist das richtig oder verbüßen sie schon ihre Haftstrafe?

    AntwortenLöschen
  15. Es ist richtig, es wurden Rechtsmittel gegen die Urteile eingelegt. Bei der Überlastung der Justiz kann es aber dauern, bis darüber entschieden wird. Soweit ich weiß, sind beide Herren auf freiem Fuß.......

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie sehen Sie die Chancen für einen Erfolg der Angeklagten? Sie haben ihr Vergehen doch gestanden oder geht es nur um das Strafmaß?

      Löschen
  16. ...dazu kann ich nichts sagen. Ich kenne weder das Urteil, noch die Rechtsmittelschrift & und befasse mich auch nicht mit den strafrechtlichen Folgen - davon bekommen meine Mandanten ihr Geld nämlich auch nicht zurück....

    AntwortenLöschen
  17. ..ich höre gerade, dass der BGH die Revision verworfen hat. Die Urteile des LG Hamburg (je 4 Jahre und 4 Monate Haft) sind damit rechtskräftig.

    AntwortenLöschen
  18. Wir haben gerade erfahren das die Tvest unser Auto als Firmenwagen für eine Finanzfirma in Münster angegeben hat. Ich weiß nicht was die noch gemacht haben. Wir haben sehr viel Geld in diversen Versicherungen bei denen investiert. Hat jemand eine Ahnung wo man seine diversen Anlagen überprüfen lassen kann ?

    AntwortenLöschen
  19. ...der beste Ansprechpartner ist hierfür grundsätzlich der Insolvenzverwalter der Tvest. Wenn Sie aber tatsächlich in Versicherungen investiert haben, sollten Sie sich direkt an die jeweilige Versicherungsgesellschaft wenden.

    AntwortenLöschen

Die Kommentarfunktion ist gesperrt